Pausentaste - Wer anderen hilft, braucht manchmal selber Hilfe. Ein Angebot für Kinder und Jugendliche, die sich um ihre Familien kümmern
veröffentlicht am 09.05.2018
Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey stellt auf Fachtag
Unterstützungsprojekt „Pausentaste“ vor:
Wenn Papa an Krebs erkrankt, wenn die kleine Schwester plötzlich
einen Rollstuhl braucht und nachts künstlich beatmet werden muss oder
wenn die Oma auf einmal nicht mehr für sich selbst sorgen kann - dann
übernehmen Kinder und Jugendliche oft Aufgaben, die schon für
erwachsene Angehörige sehr belastend sind. Mit der Situation dieser
jungen Menschen hat sich heute (Montag) der Fachtag „Kinder und
Jugendliche mit Pflegeverantwortung“ in Berlin beschäftigt.
Als Gastrednerin betonte Bundesfamilienministerin Dr.
Franziska Giffey: „Für über 230.000 Kinder und
Jugendliche ist es Realität, dass sie Familienangehörige pflegen,
beim Essen helfen, den Haushalt schmeißen, sich um jüngere
Geschwister kümmern. Diese jungen Menschen verdienen unseren Respekt,
aber sie brauchen auch unsere Hilfe. Denn oft fällt ihnen einfach die
Decke auf den Kopf. Sie fühlen sich allein gelassen und wissen nicht,
mit wem sie reden können. Das Projekt „Pausentaste“ hilft direkt:
Anrufen, mailen - da gibt es jemanden, der zuhört. Und darüber reden,
das hilft.“
Mit dem Projekt „Pausentaste - Wer anderen hilft, braucht
manchmal selber Hilfe“ soll pflegenden Kindern und
Jugendlichen ein bundesweites Beratungsangebot zur Verfügung gestellt
werden. Ziel ist es, Überlastungen abzubauen und einer Isolation der
Betroffenen entgegenzuwirken. Nach einer Befragung des Zentrums für
Qualität in der Pflege (ZQP) versorgen und pflegen rund
230.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland substanziell und
regelmäßig Angehörige. Oft machen sie sich große Sorgen um ihre
hilfe- und pflegebedürftigen Angehörigen. Sie haben meistens neben
Schule und Pflege nur wenig Freizeit, sind körperlich angestrengt und
haben niemanden, um über ihre Situation zu reden.
Ziele des Projekts
„Pausentaste" hilft jungen Pflegenden dabei, Pausen
einzulegen, zu reflektieren, Hilfsangebote wahrzunehmen oder über die
eigene Situation zu sprechen - auch anonym. www.pausentaste.de
richtet sich aber nicht nur an pflegende Kinder und Jugendliche. Mit
dem Projekt sollen auch Lehrerinnen und Lehrer, ambulante
Pflegedienste, Sozialdienste an Schulen und Kliniken sowie
Jugendorganisationen und die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam
gemacht werden.
Die drei Säulen des Projekts
Das Projekt besteht im Wesentlichen aus der Website
www.pausentaste.de, einer Telefon-Hotline und einer E-Mail-Beratung.
Die Website präsentiert seit dem 1. Januar 2018 Erfahrungsberichte,
Interviews, Videos und Hinweise auf Beratungsangebote vor Ort. Auch
Informationen zu Erkrankungen und Leseempfehlungen werden zur
Verfügung gestellt, alles optimiert für mobile Endgeräte. Demnächst
geht auch ein Chat an den Start.
„Nummer gegen Kummer“ e.V. übernimmt die Telefon- und
E-Mail-Beratung für ratsuchende pflegende Kinder und Jugendliche.
Diese können sich kostenlos – auch anonym – an die Hotline des
Kinder- und Jugendtelefons der „Nummer gegen Kummer“ wenden – unter
der Nummer 116 111 oder rund um die Uhr per E-Mail über www.nummergegenkummer.de.
Die speziell ausgebildeten, ehrenamtlich tätigen Beraterinnen und
Berater des Kinder- und Jugendtelefons der „Nummer gegen Kummer“
unterstützen im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Die Hotline ist
von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr erreichbar. An
Samstagen gibt es zudem eine „Peer-to-Peer“–Beratung durch
ehrenamtliche Beraterinnen und Berater im Alter von 16 bis 21 Jahren.
Im Juli 2017 hat das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend zudem ein Netzwerk zur
Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Pflegeverantwortung
ins Leben gerufen. Bisher nehmen 20 Initiativen teil. Dem Netzwerk
gehören u.a. verschiedene Hilfetelefone und Interessenvertretungen
pflegender Angehöriger an.
Weitere Informationen: www.pausentaste.de